Yoga
Yoga ist eine Jahrtausende alte, aus Indien stammende Tradition, die im Laufe der Zeit unterschiedliche Wandlungen durchgemacht hat. Ursprünglich war Yoga ein spiritueller Weg, der Erleuchtung durch Meditation zum Ziel hatte. Das stille Verharren in der Meditation erfordert einen kräftigen, flexiblen Körper. So entstanden Übungen, die den Körper kräftigen und auf die Meditation vorbereiten sollten. Schon bald wurden diesen Körperübungen unterschiedliche positive Wirkungen auf das gesamte Wohlbefinden zugeschrieben. Durch Konzentration auf die Atmung und Achtsamkeit auf innere Vorgänge wird Stress reduziert und innere Ruhe entsteht.
Do your practice and all is coming.
Shri K. Pattabhi Jois
So entwickelten sich nach und nach unterschiedliche Yogastile mit den verschiedensten Schwerpunkten zwischen Dehnung, Kräftigung, Entspannung und Meditation. Viele dieser Entwicklungen haben ihren Ausgangspunkt nicht mehr in Indien, sondern viel mehr in der westlichen Welt, wo Yoga einen unvergleichlichen Siegeszug angetreten hat. Was hier gelehrt und unterrichtet wird, geht zumeist auf die großen Yoga Meister des 20. Jahrhunderts zurück, wird „Modernes Yoga“ genannt und entwickelt sich kontinuierlich weiter.
Wer sich in der europäischen Kultur für Yoga interessiert und zu einem Kurs anmeldet, geht zumeist davon aus Körperübungen zu erlernen, die kräftigen und flexibler machen – und – vielleicht doch auch noch zusätzlich zu einem besseren, zufriedeneren Lebensgefühl führen. Die Hoffnung auf Ausgleich zu Aufgabenvielfalt, Schnelllebigkeit, Forderung, Überforderung unterscheidet Yoga von bisherigen Fitnesstrends.
Schwierig gestaltet sich mitunter das Finden des geeigneten Yogastils und der passenden Yogalehrerin. Neueinsteigerinnen und -einsteigern kann empfohlen werden, nach den unterschiedlichen Yogastilen zu fragen, Schnupperstunden zu besuchen und sich beraten zu lassen, was zu den individuellen Voraussetzungen und Zielen am passendsten erscheint.
Ashtanga Yoga
Ashtanga Yoga ist ein dynamischer Hatha Yoga Stil: Er zählt zu den wichtigsten und ausgereiftesten Systemen des Hatha Yoga, das auf seinen Begründer Sri K. Pattabhi Jois zurückgeht.
Sri K. Pattabhi Jois (1915 bis 2009) lebte in Südindien. Mit 12 Jahren begann er seine Yogastudien bei T. Krishnamacharya. Im Jahre 1948 gründete er das Ashtanga Yoga Research Institute (AYRI) in Mysore, wo er bis zu seinem Tode täglich unterrichtete. Sein Enkel Sharath Rangaswamy führt nun das Institut im Sinne seines Großvaters weiter.
Im Ashtanga Yoga werden Asanas, Kriyas und Pranayama unterrichtet, als Vorbereitung von Körper und Geist auf die weiteren Stufen des Ashtanga Yoga Pfades nach Patanjali. Die Asanas dienen als Einstieg. Sie sollen jahrelang, regelmäßig, korrekt praktiziert werden um ihre volle Wirkung zu entfalten: die Reinigung des Körpers und des Nervensystems, die Beruhigung und Nach-Innen-Richtung des Geistes.
Geübt wird eine gleichbleibende Reihenfolge von Asanas, beginnend mit Sonnengrüßen und Stehpositionen. Danach folgen, je nach Fortschritt des Schülers/der Schülerin 6 verschiedene Serien von Übungen:
- Yoga Chikitsa (Primary Series) = „Yogatherapie“ zur Reinigung und neuen Ausrichtung des Körpers
- Nadi Shodana (Intermediate Series) = Reinigung des Nervensystems
- Sthira Bhaga A,B,C,D (Advanced Series) = stabil, fest, göttlich
Anyone can practice. Young man can practice. Old man can practice. Very old man can practice. Man who is sick, he can practice. Man who doesn’t have strength can practice. Except lazy people. Lazy people can’t practice yoga.
Shri K. Pattabhi Jois
Traditioneller Weise wird im sogenannten „Mysore Stile“ unterrichtet. Dabei übt jeder/jede im eigenen Rhythmus, die jeweilige Abfolge, auf die persönlichen körperlichen Fähigkeiten abgestimmt. Wenn Fortschritt erreicht wurde, erhält der Schüler/die Schülerin die nächste Asana vom Lehrer/von der Lehrerin.
Die besonderen Merkmale dieses Systems sind das Zusammenwirken der drei Hauptelemente
- Asana (für den Körper)
- Atmung (für das Nervensystem)
- Drishti (für den Geist)
Im Ashtanga Yoga führt jeweils ein Atemzug in eine Bewegung hinein bzw. hinaus. Bewegung und Atmung werden synchronisiert. Diese Synchronisation wird Vinyasa genannt. Jedes Asana hat eine bestimmte, vorgegeben Anzahl von Vinyasas.
Während des Übens werden die sogenannten Bandhas (Körperverschlüsse) aktiviert. Dazu zählen der Beckenbodenmuskel: Mula Bandha, der Muskel unterhalb des Nabels: Uddhyana Bandha, und der Kehlkopfverschluss: Jalandhara Bandha.